Prof. Dr. Stephan Seiter

Seiter zu Antisemitismus an FU Berlin

Es kann nicht sein, dass die Berliner Wissenschaftssenatorin Czyborra antisemitische Verbrechen unter den Schutz der Meinungsfreiheit stellt, während jüdische Studierende sich nicht mehr trauen, an deutschen Hochschulen zu studieren. Dies ist nicht die Zeit für eine Landesregierung, sich hinter ihren eigenen Vorschriften zu verstecken, während die Wissenschaftsfreiheit durch den wachsenden Antisemitismus bedroht wird. Wenn ein jüdischer Student von einem Kommilitonen krankenhausreif geschlagen wird, ist das kein einfacher „Konflikt“ und auch nicht Teil eines offenen Austausches, wie es Senatorin Czyborra nahelegt. Dass die Berliner Landesregierung es ihren Hochschulen untersagt, solche Straftäter zu exmatrikulieren, ist ein Skandal. Die Berliner Landesregierung hat den Hochschulleitungen die notwendigen Werkzeuge geraubt, mit denen sie die Freiheit von Forschung und Lehre an ihren Universitäten hätten verteidigen können. Die Länder müssen handeln und den Universitäten die Mittel zur Verteidigung des hohen Guts der Wissenschaftsfreiheit zurückgeben, bevor jüdische Studierende sämtliches Vertrauen an unser Hochschulsystem verloren haben. Als Wissenschaftler kann ich die verharmlosenden Aussagen von Senatorin Czyborra nicht nachvollziehen. Kein sicherer Campus bedeutet keine sichere Wissenschaft. Die Union und die SPD sollten in Berlin überlegen, ob Frau Czyborra für diese sensible Aufgabe die richtige Besetzung ist.