Prof. Dr. Stephan Seiter zur öffentlichen Anhörung zum Thema Fusionsforschung
Gestern war die Kernfusion noch eine vage, Hoffnung, heute stellen wir fest, dass der weltweite Wettlauf um das erste Fusionskraftwerk längst begonnen hat. Es geht, wie bei der Mondlandung in den 60ern, nicht mehr darum, ob das Ziel erreichbar ist, sondern wann und vor allem von wem. Deutschland muss deswegen die Gelegenheit nutzen, eine Technologieführerschaft bei dieser Zukunftstechnologie zu erreichen. Spätestens nach der Anhörung der Expertinnen und Experten der Fusionsforschung muss selbst die CDU/CSU-Fraktion erkennen, dass sie zu lange die Potenziale der Fusionsenergie verkannt hat. Es ist wichtig, die Fusionsforschung öffentlich zu beraten und den Bedarf an einem Demonstrationsreaktor in Deutschland zu betonen, weil es immer noch teils große Widerstände, auch in den Reihen unserer Koalitionspartner gibt, die teils auf Fehlinformationen zurückzuführen sind. Die Fusionsenergie ist sicher und eröffnet mehr technologische Optionen für den europäischen Energiemix. Daher habe ich bereits im Juni mit meiner Fraktion unsere Position festgehalten. Inzwischen nehmen wir aus dem BMBF mit der Ankündigung einer dezidierten Förderlinie für Fusionsforschung starke Signale in Richtung mehr technologische Souveränität und Technologieoffenheit wahr. Die Stellungnahmen der geladenen Expertinnen und Experten unterstreichen den großen Bedarf an Investitionen in die Fusionsforschung. Dabei sollten private Investitionen durch den Einsatz öffentlicher Gelder ausgelöst und verstärkt werden. Wenn Rafael Laguna de la Vera, der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovation (SPRIND) von sechs Milliarden Dollar privater Investitionen weltweit spricht, sollte uns allen klar sein, dass wir uns in einem Wettrennen befinden. Ökonomisch ergibt sich bei der Fusionsforschung der Vorteil, dass begleitende Technologien, wie etwa unsere Laserindustrie, von enormen Übertragungseffekten profitieren. Investitionen in die Fusionsenergie sind daher vielfach auch Investitionen in unsere Hightech-Industrie und stellen unsere technologische Souveränität in diesen Bereichen sicher.