MdB Stephan Seiter (FDP): Baum als Start für eine grüne Lunge gepflanzt
Ernst-Wiechert-Platz Fellbach, Donnerstag, 21.04.2022, 08:03 Uhr, auf Google Maps ist noch ein Container-Kindergarten zu sehen. In der realen Welt ist der Platz längst leer. Nicht ganz: Mittendrin steht eine kleine Esskastanie. Oder ein Maronenbaum. Gepflanzt vom Fellbacher FDP-MdB Stephan Seiter, „als Symbol der Verbindung von gestern, heute und morgen“, zusammen mit Hauptgeschäftsführer Markus Guhl und Präsident Helmut Selders vom Bund Deutscher Bauschulen, Fellbachs Erstem Bürgermeister Johannes Berner und Thomas Keller, von der Baumschule Keller. Und flugs wird die Esskastanie zum Baum der Wahrheit. Oder besser der Wahrheiten. Die wichtigste aus Sicht der Stadt: Die Esskastanie steht dafür, dass „wir auf diesem Platz wieder ein Stück grüne Lunge zurückgewinnen“, versichert Johannes Berner.
Das glauben in Fellbach nicht alle, deswegen sagt er es besonders deutlich. Auch wenn die aktuelle Wohnbau- und Siedlungspolitik im Land etwas anderes will: Innenverdichtung vor Außenentwicklung ist das Stichwort. In diesem Fall aber kein Thema, versichert der EBM: „Das wird wieder die grüne Insel, die hier vor neundreiviertel Jahren mal war.“ Bevor eine Container-Kindertagesstätte draus wurde, deren Nachfolgerin inzwischen ein paar Meter südwärts neu zusammen mit dem Stadtteil- und Familienzentrum gebaut wurde, dessen Leiterin Eli Blank sich um die Organisation der Baumpflanzung gekümmert hat.
Der Baum steht aber noch für eine weitere Wahrheit. Bäume mit Migrationshintergrund sind hierzulande unerwünscht, erfährt Stephan Seiter von Präsident Helmut Selders, dessen Verband die Esskastanie sponsert: „Wir könnten da von der Politik etwas Hilfestellung brauchen.“ Denn die Esskastanie ist ein Maronenbaum und eigentlich ein Einwanderer. So gesehen braucht er eine Aufenthaltsgenehmigung: Verlangt der §40 des Bundesnaturschutzgesetzes „Das Ausbringen von Pflanzen in der freien Natur, deren Art in dem betreffenden Gebiet in freier Natur nicht oder seit mehr als 100 Jahren nicht mehr vorkommt, sowie von Tieren bedarf der Genehmigung der zuständigen Behörde.“
Genetisch muss der Baum auch passen, ist ein weitere Wahrheit aus dem Informationsaustausch zum Thema Naturschutz und dessen Folgen für den Klimaschutz. Es ist, fassen wir‘s mal so zusammen, zwar wünschenswert, dem Klimawandel mit Bäumen zu begegnen, die ihm gewachsen sind. Aber „es gibt viel Ideologie“ (Selders), was wachsen darf. Bei den derzeitigen Ansprüchen an die Herkunft ist es auch nicht so einfach, Bäume zu verkaufen. Was ja das Geschäftsmodell der Baumschulen ist. Deswegen wirbt der Präsident für entsprechende Unterstützung beim FDP-Abgeordneten, den bürokratischen Wildwuchs zu beschneiden.
Stephan Seiter verspricht, das Thema in die politische Debatte einzubringen: „Ich bin bestrebt, wissenschafts- und evidenzbasierte Politik zu stärken.“ Als Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz „habe ich auch die entsprechenden Kanäle“. Für die neue Esskastanie ist aber alles geregelt. Die muss jetzt nur noch wachsen, hofft Stephan Seiter: „Damit ich in ein paar Jahren mit meinen Enkelkindern darunter spielen kann.“ Und vielleicht ein paar Maronen zum Rösten oder Kochen abfallen.